Intelligente Abfallgebühren­verrechnung

Abfallkosten ähnlich verteilen wie Heizkosten?

In der Wohnungswirtschaft ist der Berechnungsmaßstab für abfallbezogene Mietnebenkosten in aller Regel die Wohnungsgröße, also die Summe der Quadratmeter. Im Gegensatz zum Beispiel zu den Heizkosten, wird das Abfallaufkommen nicht durch die Größe der Wohnung bestimmt, sondern die Anzahl der in einem Haushalt lebenden Personen. Die Wohnungsgröße als Umlageschlüssel für Abfallnebenkosten könnte innerhalb einer Hausgemeinschaft zu strukturellen Ungerechtigkeiten führen. Beispiel: Eine ältere Dame wohnt in einer gleich großen Wohnung wie eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern. 

Was läge in diesem Fall also näher, als Systeme einzuführen, die eine genaue Erfassung des Abfallaufkommens ermöglichen, analog zur Heizkostenabrechnung? Darüber hinaus besteht für die WBD eine Verpflichtung, Anreize zur Abfalltrennung zu bieten. Aus diesen Gründen bieten die WBD schon seit über zehn Jahren die Möglichkeit an, die Abfallkosten nach Verbrauch bzw. nach Nutzung abrechnen zu lassen. Und genauso wie bei der Ermittlung des Wärmeverbrauchs sind dabei elektronische Systeme zur Messung unverzichtbar.

Die Idee

Während bei den Heizkosten physikalische Messmethoden angewendet werden, wird beim Abfall eine Kombination aus mechanischen Elementen in Verbindung mit Elektronik eingesetzt. Entgegen der landläufigen Meinung wird der Abfall aber nicht etwa gewogen. Vielmehr wird im Sinne einer Schleusenlogik der direkte und uneingeschränkte Zugriff auf den Behälter verhindert, indem Einwurfklappen oder -trommeln mit vordefiniertem Volumen vorgebaut werden (siehe Abbildung). Daher werden diese Systeme in Fachkreisen auch als Abfallschleusen bezeichnet.

Am besten geeignet zur Nutzung als Abfallschleuse sind Halb- oder Vollunterflurbehälter, da sie konstruktionsbedingt die erforderlichen Einwurfklappen oder –trommeln bereits mitbringen. Aber auch bei konventionellen Müllgroßbehältern ist eine Erfassung von Nutzungsvorgängen möglich. Voraussetzung ist allerdings eine Betonbehälterbox, die (aufwändig) mit Einwurfklappen und Elektronik nachgerüstet wurde.

Wie funktioniert die nutzerscharfe Abrechnung?

Die Elektronik übernimmt dabei das Erfassen, Speichern und Weiterleiten der Nutzungsvorgänge der Einwurfklappen. Die Nutzerinnen und Nutzer verfügen über Chipkarten oder Coins, in denen ein Transponder verbaut ist. Die Steuerung der Abfallschleuse erfolgt über ein Bedienfeld, dass auch eine gewisse Nutzerführung und -information ermöglicht (siehe Abbildung). Die Mieterinnen und Mieter können über einen Transponder das System aktivieren, gleichzeitig werden sie über diese Aktion als registrierte Nutzerinnen und Nutzer erkannt und ihre Klappenbetätigungen werden gespeichert.

Die Abfallschleuse sendet in bestimmten Intervallen die gespeicherten Nutzungsvorgänge über ein Mobilfunkmodem an einen Server. Dabei wird mit Rücksicht auf den Datenschutz neben Datum und Uhrzeit des Einwurfs lediglich die Gerätenummer des Transponders und die Gerätenummer der Schleuse übertragen. Die Verknüpfung von Transpondernummern und Mieterdaten erfolgt erst auf dem Server, ebenso wie die Zuordnung der Gerätenummer der Schleuse zum konkreten Volumen der jeweiligen Schleuse.

Die eigentliche Abrechnung erfolgt dann seitens der WBD über eine spezifische Abrechnungssoftware, mit der zum Beispiel auch Mieterwechsel oder Transponderverluste verwaltet werden. Dabei genügt einigen Kunden aus der Immobilienwirtschaft bei der Abfallnebenkostenabrechnung eine simple Excel-Tabelle mit zum Beispiel den Mieternummern und den kumulierten Jahresvolumina, wohingegen andere eine spezifische Nebenkostenabrechnung analog zu einer Heizkostenabrechnung mit Aufschlüsselung von Fixkosten und des individuellen Verbrauchs unter Berücksichtigung eines Mindestvolumens anfordern. Darüber hinaus lassen sich auch noch weitere abfallbezogene Nebenkosten abrechnen, wie zum Beispiel die Kosten für den Standort Service Plus.

An einem Punkt greift die Analogie zur Heizkostenabrechnung allerdings nicht mehr. Während im Fall der Heizkosten neben dem individuellen Heizverhalten des jeweiligen Mieters auch äußere Faktoren wie zum Beispiel das Klima einen entscheidenden Einfluss auf die absolute Höhe des Verbrauchs haben, wird bei den Abfallnebenkosten lediglich eine von vornherein feststehende Kostengröße (Jahresgebührenbescheid) verteilt. Es handelt sich dabei bezogen auf eine Mietergemeinschaft also um ein Nullsummenspiel. Anreize zur Kostensenkung zum Beispiel durch bessere Abfalltrennung sind so zwar immer noch vorhanden und durch Reduktion des Abfallvolumens in Intervallen umsetzbar, aber hier sind durch die Abfallentsorgungsatzung Grenzen gesetzt.

Aber nicht nur die Abrechnung der Abfallgebühren erfolgt auf elektronischem Weg, sondern auch die Gebührenbescheide für Großkunden werden elektronisch bereitgestellt, was für weniger Papier und mehr Komfort sorgt.

Elektronische Gebührenbescheide für Großkunden

Ist es noch zeitgemäß, dass Gebührenbescheide in Papierform verschickt werden? Diese Frage stellten sich die Wirtschaftsbetriebe schon vor einigen Jahren. Die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden nach elektronischen Gebührenbescheiden aller Art steigt zudem. Durch eine Überarbeitung der Abgabenordnung ist es seit 2018 möglich, Gebührenbescheide elektronisch zu übermitteln, dies geht jedoch nicht mit einfacher E-Mail. Die elektronische Bereitstellung von Bescheiden über unser Kundenportal meineWBD ist überdies zwar für Kunden mit kleinerem Objektbestand sehr komfortabel möglich, greift aber im Hinblick auf die Bedürfnisse insbesondere unserer Großkunden der Wohnungswirtschaft zu kurz.

Für die Lösung des Problems haben wir uns eine erfahrene Partnerin aus dem Bankensektor gesucht, mit der wir bereits seit vielen Jahren im Bereich der Zahlungsabwicklung erfolgreich zusammenarbeiten. Das dort ursprünglich für den Austausch digitaler Rechnungen gedachte Produkt wurde in einem gemeinsamen Projekt soweit angepasst, dass es zur Übermittlung von Gebührenbescheiden für die Sparten Straßenreinigung, Winterdienst, Abfall und Abwasser genutzt werden kann. 

 

Und so funktioniert‘s:

Es werden die benötigten Daten aus unserem Abrechnungssystem ermittelt und auf einen gesicherten Server übertragen. Gleichzeitig erhalten die Kundinnen und Kunden eine automatische E-Mail über die Bereitstellung der Daten. Die Kundinnen und Kunden rufen diese Daten sodann vom Server ab, lesen sie in die eigenen Abrechnungssysteme ein und können sie dort beliebig, zum Beispiel für die eigene Nebenkostenabrechnung, weiterverarbeiten. Neben den Gebührendaten in Dateiform werden zeitgleich die Bescheide als PDF übertragen. Den Kundinnen und Kunden bietet dies die Möglichkeit, große Teile des Buchungsprozesses zu automatisieren.

Mit diesem Produkt kann das Serviceangebot für Großkunden um eine Leistung erweitert werden, die voll im Trend liegt. Inzwischen konnten bereits zahlreiche Kundenprojekte sehr erfolgreich umgesetzt werden.